IBC 2016: Tiefenschärfe im On verändern mit Cinefade
von Redaktion,
Tiefenschärfe im Shot verändern? Ein beeindruckender Effekt. Aber geht das überhaupt? Oliver Janesh Christiansen machte einfach und fragte nicht. Heraus kam Cinefade. Wir haben den Entwickler und sein Produkt am Stand von Cmotion auf der IBC 2016 getroffen.
Es gibt Entwicklungen, die sind bereits dutzendfach zwischen DoP und Kamera-Assistent erfunden worden. “Wäre geil, wenn wir jetzt den Hintergrund scharf ziehen könnten – während die Kamera läuft.” – “Ja, aber geht halt nicht.” – Naja, ginge technisch schon, man müsste nur …”. Und dann kam irgendwas mit Polfiltern und Blende und vielleicht einem E-Motor oder einem Focus Puller mit sehr ruhiger Hand. Aber sowas macht ja keiner. Fast Keiner. Oliver Janesh Christiansen machte.
Der Deutsch-Inder mit Wohnsitz in London suchte nach einem Weg, die Tiefenschärfe des Hintergrunds zu verändern, bei gleichbleibendem Vordergrund. Bisher ist es nur möglich, diese Entscheidung im Vorfeld der Einstellung zu treffen. Die steht dann für den Shot. Christiansens Cinefade-Lösung schafft die Verschiebung als In-Camera-Effekt. Damit gewinnt der DoP ein visuelles Storytelling-Element, was bisher aus technischen Gründen nicht zu erreichen war.
Christiansen tat sich dafür mit Cmotion aus Wien zusammen. Die Lösung nutzt ein Optik-Kontrollsystem von Cmotion. Die externen Motoren werden zur Kontrolle des Blendenrings und eines in die Mattebox gesetzten Filterhalters verwendet. In dem Filterhalter sitzen zwei linear polarisierte Filter. Einer der Filter sitzt in einem speziellen 4×5,65-Filterhalter, der über den Motor rotiert wird. So wird das einfallende Licht kontrolliert. Gleichzeitig regelt der zweite Motor die Blende. So generiert das System eine konstante Belichtung durch die reine Variation der Lichtdurchlässigkeit der Filter.
Die Kontrolle erfolgt über eine Cmotion Funkschärfe. Ist die Optik eingerichtet, genügt ein Knopfdruck, um den Cindefade-Modus zu starten, der den Filter-Motor an den Blendenmotor koppelt. Dabei schafft das System eine Range von rund 5 Blendenstufen. Das ist nicht viel, reicht aber, um einen deutlich sichtbaren Effekt zu erreichen. Das Filmbeispiel unten stammt von www.cinefade.com.
Eine Serienproduktion ist geplant, aber noch nicht in der Umsetzung. Aktuell befindet sich ein System in London im Verleih, ein weiteres soll in Los Angeles folgen. Christiansen tourt in den kommenden Monaten durch Filmschulen, um das System vorzustellen. “Ich möchte sehen, was andere Kreative damit schaffen können”, so der Entwickler.