Anfang Mai startete die DTM-Saison am Hockenheimring. Seit diesem Jahr hat sich das Sportmagazin “RAN” und damit die Sendergruppe ProSiebenSat1. die Senderechte gesichert. Bernhard Herrmann war live vor Ort und berichtet in diesem zweiten Teil über die Berichterstattung und die eingesetzte Technik.
HOCHGESCHWINDIGKEITS-KAMERAS
Am Rennsamstag fand morgens um halb acht die erste Regiebesprechung im TV-Compound statt. Regisseur Thomas Strobl betonte dabei, den Senderwechsel als Chance zu betrachten. “Gemeinsam wollen wir das Ziel erreichen, die qualitativ hochwertigsten Tourenwagen-Übertragungen herzustellen. Dafür sind die Perspektiven optimiert worden. Auch die technischen Neugestaltungen sollen programmprägend werden. Das redaktionelle neue Storytelling stellt die Rennfahrer und Teams in den Mittelpunkt unserer Berichterstattung. Jetzt gilt es, in neuartigen Dimensionen zu denken sowie mit Mut und Schwung an die Arbeit zu gehen.”
Der Hubschrauber für die Luftbilder stand auf einer Wiese außerhalb der Rennstrecke bereit. Der Eurocopter EC 120 von HD-Skycam ist mit einer Unimount-Kamerahalterung ausgestattet. “Das ist eine dänische Konstruktion, von der es nur zwei in Europa gibt“, so Klaus Stuhl, Firmenchef und Kamera-Operator. Das System besteht aus einem in fünf Achsen gyrostabilisierten Kamerasystem Cineflex V14 HD und einer Sony-HDC-1500R-Kamera mit Fujinon HA42x9,7-Optik, die um 360 Grad frei schwenkbar ist und nach dem Start des Helikopters abgesenkt werden kann. Über ein Control-Panel werden alle Funktionen von Kamera und Gimbal gesteuert. Die Halterungen und die Antennen sind von der Europäischen Agentur für Flugsicherheit für diesen Hubschraubertyp zugelassen.
Klaus Stuhl arbeitet mit einem 17-Zoll-HD-Monitor und einem 7-Zoll-HD-Monitor auf der Co-Piloten-Seite. Für die Helikopter- und Kameratechnik zeichnet HD-Skycam verantwortlich, während für die Übertragungstechnik Riedel Communications zuständig ist. Der Operator ist seit 2007 bei der DTM im Einsatz und weist mehr als 6.000 Flugstunden als Hubschrauber-Kameramann aus.
Nur mit diesem Helikopter konnte beim Rennen am Sonntag der kilometerlange Rad-an-Rad-Zweikampf der Rennfahrer Timo Glock (BMW) und Gary Paffett (Mercedes-AMG) bei Geschwindigkeiten von bis zu etwa 270 Stundenkilometern von oben und mit erschütterungsfreien Bewegtbildern gezeigt werden.
Am Erdboden filmte diese Szenen auf der langen Geraden ein Speedlifter, der am Hockenheimring neben der Strecke auf gleicher Höhe mit den Rennwagen auf einer Entfernung von etwa 110 Metern mit rund 220 Stundenkilometern mitfährt und dabei ebenfalls erschütterungsfreie Bilder liefert.
Basisfahrzeug ist ein VW Touareg W12 mit 450 PS, ausgestattet mit Kamera-Halterungen vorne, auf dem Dach und am Heck. Die Kameratechnik besteht aus einer Cineflex V14 HD, die mit einer Sony-HDC-1500R-Kamera und HA22x7.8-Fujinon-Optik versehen ist. Ein Vibro-Isolator dämpft die starke Beschleunigung und Verzögerung. Im Wageninneren befindet sich ein 17-Zoll-Monitor für Operator Marc Heinemann, der seit drei Jahren bei HD-Skycam auf diesem Fahrzeug von TVtek arbeitet.
Riedel Communications ist seit Anbeginn der DTM für die Sprechfunk-Kommunikation und Intercom verantwortlich. In der dritten Rennsaison ist das Wuppertaler Unternehmen nun auch für die HD-Minikameras sowie die drahtlose Bild-, Ton- und Datenübertragung aus den DTMRennwagen zuständig.
Mit einer 2-Wege-Sendestrecke und einem eigenentwickelten Mini-Videomischer in den Rennfahrzeugen erfolgen die Signalübertragungen zu den Empfängern im Riedel-Techniktruck und zu den Ü-Wagen. Auch für das gesamte Audio- und Videoverteilnetz, das Rennteams, Zeitmessung, Rennkontrolle, die Hospitalities der Automobilhersteller und die Videowände auf dem Hockenheimring nutzen, ist Riedel zuständig.
Dazu wurde ein redundantes, flächendeckendes Echtzeit-Mediennetzwerk, bestehend aus Riedel MediorNet und Riedels Artist Intercom für die Sprachkommunikation, errichtet. Darin sind per Intercom-Panels alle TV-Produktionseinheiten und die Rennkontrolle, Audio- und Video, die IT-Infrastruktur für die Produktion und der gesamte Sprechfunkverkehr auch mit den Rennfahrern mit 860 Funkgeräten auf 131 Kanälen im Tetra-Digitalfunk integriert.
“Das glasfaserbasierte, redundante Netz ist in Hockenheim etwa sieben Kilometer lang, sehr flexibel nutzbar und wird unter anderem für die Übertragung eines neuen Audio-Netzes eingesetzt”, sagt Thomas Riedel. Dieses Breitband-Audiosystem wird über eine spezielle IP-Funktechnik übertragen und ermöglicht unter anderem Funkgespräche zwischen den Rennfahrern aus ihren Fahrzeugen und dem SAT.1-Kommentator – in guter Sprachqualität.
So konnten die TV-Zuschauer nach der Zieldurchfahrt beim zweiten Rennen das emotionale Statement des glücklichen Siegers Timo Glock (BMW) deutlich verstehen, der vor Mike Rockenfeller (Audi) und Gary Paffett (Mercedes-AMG) gewann. Die SAT.1-Sendung erreichte am Sonntag einen Marktanteil von 6,3 Prozent – laut Jens Marquardt, BMWMotorsport- Direktor, “die perfekte Werbung für den Motorsport und die DTM.”