In neuer Location in Köln wurde der 29. Deutsche Kamerapreis verliehen. Wir waren für unsere Ausgabe 07-08/2019 bei der Gala und berichten von ausgezeichneter Qualität und der vielversprechender Jugend bei deutschsprachigen Produktionen.
Seit einigen Jahren werden die Kategorien Dokumentation und Dokumentarfilm wieder getrennt vergeben. Auch dieses Jahr verdeutlichte erneut, warum dies eine sehr gute Maßnahme war. Der Preis in der Kategorie Kamera Dokumentarfilm ging an Mitja Hagelüken für „Wohin mit all der Liebe“ über eine Musikschule in der georgischen Hauptstadt Tiflis, die ums Überleben kämpft. „Was das heißt, zeigt der Film auf berührende Weise. Dabei ist das vor allem ein Verdienst der Kamera. Ihr gelingt es, all das Talent, all die Hingabe zur Musik, all die Liebe zum Unterrichten und all das Zusammengehörigkeitsgefühl untereinander in Bildern einzufangen, die diesen bedrohten Schatz zum Strahlen bringen“, so die Jury über Hagelükens Beitrag. „Die nie aufdringliche, eher beobachtende Kamera taucht ein in die Welt der Musik, dank Bilder voller intensiv leuchtender Farben. Sie kommt den Menschen, ihren Träumen und ihren Idealen dabei ganz nahe. Ein zutiefst menschlicher Film – voller Wärme und Zärtlichkeit.“ Laudatorin Maia Koberidze dankte dem Team, dass es ihm gelungen sei, die ewige Sehnsucht der Georgier für Nicht-Georgier verständlich zu beschreiben. Jetzt leitete Marco Schreyl zu den Montage-Kategorien über. Den Anfang machte die Kategorie Schnitt / Kurz. Hier holte die RBB-Reihe „Berlin putzt!“ ihre zweite – hochverdiente – Trophäe des Abends. Den ausgezeichneten Editor Carsten Piefke würdigte die Jury wie folgt: „Sein Schnittrhythmus vermittelt eine Leichtigkeit und gute Laune beim Zuschauer – es entsteht beim Zuschauer der Wunsch ,aufzuräumen‘. Sehr gut gesetzte Töne und die wunderbare Musikgestaltung tragen dazu bei, dass Schnittdramaturgie und Kommentar humorvoll zusammenspielen.“ Piefke nahm die Trophäe aus den Händen von RBB-Technikchef Christoph Augenstein entgegen, dem Kamerapreis selbst als Geschäftsführer mehr als ein Jahrzehnt verbunden. Die Kategorie Schnitt / Lang ging an Stefan Stabenow. Das Adoptionsdrama um eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft montierte er preiswürdig. Nicole Johannhanwahr, selbst Teil des Ensembles, hielt die Laudatio, in der sie lobt, dass er die verschiedenen Perspektiven des großen Ensembles stimmig aufzeige und emotional nachvollziehbar macht. „Der Schnitt verbindet auf elegante und organische Weise die Zeitebenen von Gegenwart und Vergangenheit. Er gibt den Figuren Raum, sich zu entfalten, ohne direkt Partei zu ergreifen. Durch den Schnitt wird der Rhythmus etabliert, der die Zuschauer fesselt, ohne sie dabei zu manipulieren“, so die Jury zu Stabenows Arbeit. Kameramann Karl Kürten erhielt den Preis in der Kategorie Kamera Kurzfilm. Der HFF-München-Absolvent erhielt den Preis von Laudatorin Bettina Reitz, Chefin seiner Alma Mater, die die „sinnliche Inspiration und ästhetische Sicherheit“ seiner Arbeit betonte. Die Jury formulierte das so: „Angesiedelt in der Welt der Kunst erzählt der Film von Inspiration, Schöpfung und Identität. […] Dabei besticht die Kameraarbeit auch durch die Kadrierung und den Umgang mit verschiedenen Bildebenen. Jedes Bild ist durchkomponiert. Karl Kürten hat mit seiner Kamera einen Bildkosmos geschaffen, der Innenwelt und Außenwelt umfasst und in einem offenen Spiel ineinanderfließen lässt.“
VIELVERSPRECHENDER NACHWUCHS
Die so wichtigen Nachwuchspreise gingen in diesem Jahr an zwei junge Frauen, wie schon erwähnt, die einzigen beiden in dieser Preisträgerriege. Editorin Johanna Sofia Kausch wurde 1993 in Ludwigsburg geboren und studierte an der – Sie ahnen es – Hochschule Offenburg Medien und Informationswesen. Sie wurde in der Kategorie Schnitt für „Stara Nova Ljubav“ ausgezeichnet. Der von Panasonic Business gestiftete Preis ist mit 5.000 Euro dotiert. In der Kategorie Kamera erhielt Natascha Vavrina den von Sigma gesponserten Preis in Form eines 18-35-mm-T2-Highspeed-Zooms von Sigma. Sie studierte an der Züricher Hochschule der Künste und wurde für den Kurzfilm „Echo“ geehrt. Vavrina und Kausch stehen für die vielen vielversprechenden Frauen, die in diese Branche starten. Wenn man die etablierten Kategorien anschaut fragt man sich: Wo bleiben die? Liegt es an deren Einreichungen? Kaum zu glauben. Oder an der stereotypen, männlichen Selbstüberschätzung aus der einfach mehr Einreichungen resultieren? Es bleibt der Wunsch und Aufruf an Kamerafrauen und Editorinnen, ihre Werke selbstbewusst einzureichen, um in den kommenden Jahren die weibliche Perspektive häufiger unter den Ausgezeichneten betrachten zu können.
Der Nachwuchs zeigt sich von einer unglaublichen Professionalität und ich freu mich sehr, dass dies auch von der Fachpresse gesehen wird – Chapeaux!
Ist das Werk von Christopher Aoun nicht auch „Nachwuchs“? War ja schließlich seine Diplomarbeit – oder?
Ich freu mich sooooo sehr über „Next“!
Der Nachwuchs zeigt sich von einer unglaublichen Professionalität und ich freu mich sehr, dass dies auch von der Fachpresse gesehen wird – Chapeaux!
Ist das Werk von Christopher Aoun nicht auch „Nachwuchs“? War ja schließlich seine Diplomarbeit – oder?
Ich freu mich sooooo sehr über „Next“!