Action Concept stellt die Produktion von Cobra 11 auf Anamorphoten um
Serienproduktion mit HAWK-Anamorphoten
von Timo Landsiedel,
In Ausgabe 4.2020 haben wir über die Produktion von „Alarm für Cobra 11 – Die Autobahnpolizei“ und die Umstellung auf Anamorphoten berichtet. In diesem Beitrag schauen wir auf die Postproduktion der Erfolgs-Serie und die Bildeigenschaften der neuen Optiken.
Der Workflow in ProRes bleibt gleich. Für eine TV-Serie hat „Cobra 11“ eine ungewöhnlich lange, intensive Produktionszeit pro Folge. „Im Prinzip brauchen wir vom ersten Schnitttag bis zum sendefertigen File für RTL drei Monate. Was außergewöhnlich viel ist“, ist sich Tom Dülks bewusst. Er ist der Kopf der hauseigenen Postproduktionsabteilung. Diese lange Zeit ist dem hohen Anspruch geschuldet, den sowohl Action Concept als auch der Auftraggeber RTL an die Qualität der Serie stellen.
Tom Dülks war auch in den Prozess der Implementierung in den bestehenden Workflow involviert. „Die Entscheidung, bei der Neuausrichtung der Serie Anamorphoten einzusetzen, ist im Rahmen einer weiteren Optimierung des Formats vom Produzenten gemeinsam mit dem DoP der ersten sechs Folgen getroffen worden“, sagt Dülks. „Die Postproduktion hat die sich ändernden technischen Parameter herausgearbeitet und das Aufnahmeformat empfohlen.“ Dülks studierte Bild- und Toningenieur in Düsseldorf und kam 1999 als Sounddesigner zu Action Concept. Innerhalb von sechs Monaten wurde er zum Postproduction Supervisor und baute die Inhouse-Post-Abteilung für den damaligen Produktionsaufwand aus. Das waren damals drei Serien und mehrere TV-Movies pro Jahr. Dülks ging nach rund zwei Jahren nach Berlin, baute dort die Media Factory auf und kam 2013 nach deren Einstellung zurück zu Action Concept. Hier übernahm er zum zweiten Mal die Postproduktion und veranlasste Neuinvestitionen.
Im Prozess der Anamorphoten-Entscheidung prüfte Post- Supervisor Dülks zusammen mit Achim Viander aus der Kameraabteilung, welcher Sensormodus der ALEXA Mini am klügsten für die neuen Objektive war. Um die Sensorausbeute hoch zu halten, entschied sich das Team für die 4:3-Variante bei 2.8K-Auflösung und 25p.
Die ALEXA Mini hat laut Tom Dülks vier Aufnahmeformate, die in Frage kamen: 3,2K in 16:9, 4K in UHD, 2,8K in 4:3 und Open Gate. Drei der Varianten greifen jedoch auf eine Art kamerainternes Upscaling zurück. „Also haben wir überlegt, welches das beste Format ist, wo am wenigsten in der Kamera passiert, bei dem wir nicht wissen, was genau passiert. Und das ist ProRes 2.8K 4:3 mit 2.880 × 2.160 Pixel – die werden auch nativ so aufgezeichnet“, sagt Dülks.
ProRes 2.8K 4:3
Der 1.3-Stauchfaktor der V-Lites hätte bei einem 16:9- Sensor durchaus für ein schönes Cinemascope eingesetzt werden können. Die neue „Cobra 11“ in diese Richtung – nämlich 1:2 – zu drehen, wurde auch kurz überlegt. Das wurde jedoch in den höheren Entscheidungskreisen verworfen. So entschied sich das Team dafür, die 4:3-Lizenz auf die ARRI ALEXA Mini auszuspielen und so den 4:3- ALEV-III-Sensor der Mini für ein 16:9-Anamorphotenbild zu nutzen. So betrug das Format des akquirierten Bildes etwa 1:1,78.
Erst nach der ersten Woche Dreharbeiten einer Folge wird mit dem Schnitt begonnen. Weitere Postproduktion wird erst angegangen, wenn es einen Picture Lock gibt, klassisch, wie beim Kino. Laut Dülks gehe man so verantwortlicher mit wichtigen Ressourcen um. Erst wenn der Schnitt von Produzent und Regie diskutiert und von RTL abgenommen ist, geht er in VFX, Sounddesign, Tonmischung und Grading.
Bildeindruck HAWK V-Lite 1.3
Start der kommenden 36. Staffel von „Alarm für Cobra 11 – Die Autobahnpolizei“ wird noch in 2020 sein. Vieles darf noch nicht gezeigt werden, weder Schauspieler noch Szenenbild. Daher können wir an dieser Stelle auch noch keine Screenshots aus dem Material der Serie zeigen.
Den neuen Look des Bildes aber, der über Licht und die HAWK V-Lite 1.3 Anamorphoten erreicht wird, können wir hier immerhin in einer Vorschau beurteilen. Ein Team um Brendan Uffelmann, Claire Jahn und Jakob Beuerle hat 2016 einen sehr umfassenden und großartig dokumentierten Test sphärischer und anamorphotischer Objektive durchgeführt. In Ausgabe 5.2016 berichteten wir darüber. Diesen kompletten Vergleichstest finden Sie unter http://cinelenstest.com. Auf der Webseite können interessierte Kameraleute Kameras in häufigen Greenscreen-Aufnahmen noch mit den sphärischen Ultra Primes gedreht und dann manuell von der Post mit einem „Anamorphotischen Look“ versehen. Das geschieht durch diverse Mittel, unter anderem auch über das Grading. Dieses Gewerk wurde vor 2019 noch extern vergeben. Tom Dülks holte auch das Grading ins Haus. „Die Entscheidung, die Farbkorrektur ins Haus zu holen, hatte mehrere Gründe“, so Tom Dülks. „Das Grading war das einzige Gewerk, das wir noch extern angekauft haben.“ Ausschlaggebend für die Inhouse-Ansiedlung waren zwei Faktoren. Einerseits die Tatsache, dass dieses Geld dadurch im Hause bleibt, andererseits, um die Flexibilität in der Fertigstellung zu wahren. Tom Dülks erläutert: „Wenn ich mit einem externen Partner arbeite, dann mit einem guten Partner. Und der wartet nicht auf mich, also sind wir nicht frei in der Endfertigungsplanung.“ Jetzt hat er dadurch die Möglichkeit, auch diese Dienstleistung nach außen zu vergeben und extern zu verkaufen.
Kombination mit insgesamt rund 40 Objektiven vergleichen. Im Bild sind jeweils Veränderungen mit Practicals, Streulicht, Taschenlampen und Backgroundflares oder teilweise auch Testcharts zu sehen. Das Videobild kann per Schieberegler mit einem zweiten Videobild mit unterschiedlicher Kamera-Objektiv-Kombination verglichen werden. Das Bild zeigt Mit-Organisator und DoP Brendan Uffelmann, aufgenommen von einer ARRI ALEXA XT mit HAWK V-Lite 1.3 35 mm.
Häufig eingesetzte visuelle Effekte bei „Cobra 11“ sind Greenscreen, Entfernung von Sicherungsseilen oder das Compositen von Set Extensions. Hierfür gibt es je nach Aufwand 10 bis 15 Tage Zeit, es sitzen vier festangestellte Artists daran. Es ist möglich, auch VFX-Shots zu bearbeiten, die anamorphotisch gedreht wurden. Doch der Aufwand ist laut Tom Dülks rund viermal höher gegenüber Aufnahmen in HD 16:9. Deshalb werden zum Beispiel die häufigen Greenscreen-Aufnahmen noch mit den sphärischen Ultra Primes gedreht und dann manuell von der Post mit einem „Anamorphotischen Look“ versehen. Das geschieht durch diverse Mittel, unter anderem auch über das Grading. Dieses Gewerk wurde vor 2019 noch extern vergeben. Tom Dülks holte auch das Grading ins Haus. „Die Entscheidung, die Farbkorrektur ins Haus zu holen, hatte mehrere Gründe“, so Tom Dülks. „Das Grading war das einzige Gewerk, das wir noch extern angekauft haben.“ Ausschlaggebend für die Inhouse-Ansiedlung waren zwei Faktoren. Einerseits die Tatsache, dass dieses Geld dadurch im Hause bleibt, andererseits, um die Flexibilität in der Fertigstellung zu wahren. Tom Dülks erläutert: „Wenn ich mit einem externen Partner arbeite, dann mit einem guten Partner. Und der wartet nicht auf mich, also sind wir nicht frei in der Endfertigungsplanung.“ Jetzt hat er dadurch die Möglichkeit, auch diese Dienstleistung nach außen zu vergeben und extern zu verkaufen.
Dülks und seine Coloristen werden also in Zukunft auch mit dem Farbraum des angelieferten Materials von DoP Christian Paschmann und seinem Team anders umgehen. Paschmann ist im kompletten Grading dabei – nicht selbstverständlich bei einer Serie. Am Ende liefert Dülks an RTL ein natives Full-HD File, ein HDCAM HD 4:2:2 in 1.920 × 1.080.
Achim Viander aus der Kameraabteilung ist aktuell gespannt, wie der neue Gesamtlook der Serie beim Publikum ankommen wird. Zwar hat die Serie in der Vergangenheit diese Transformationsprozesse gut bewältigt. Gerade bei einem so hochwertigen Look ist das Team um DoP Christian Paschmann und Postproduction Supervisor Tom Dülks gespannt, wie das aufgenommen wird. Die Gratwanderung ist Paschmann bewusst: „Einerseits soll die Kamera, der Look nicht im Vordergrund stehen. Andererseits soll der Kinolook aber positiv wahrgenommen werden.“ [12178]